Open Data Aktionsplans

Wir möchten uns ganz herzlich bei Ihnen für die Beiträge bedanken, die eine ausgezeichnete Basis für die Überarbeitung des Fazit-Berichts darstellen.

Wie in der ersten Partizipations-Phase werden wir Sie auch weiterhin auf open-data-aktionsplan.de auf dem Laufenden halten.

Wenn Sie Fragen haben, schreiben Sie bitte an info(at)open-data-aktionsplan.de.

Zusammenfassung

Zwischen März und November 2015 haben das ODA und die Initiative D21 gemeinsam ein Partizipationsprojekt zum Thema Open Data in der Bundesverwaltung durchgeführt. Das Projekt fand statt im Rahmen der Verpflichtung 4, „Konsultation, Engagement und Erfahrungsaustausch“, des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung zur Umsetzung der Open-Data-Charta der G8 („Open-Data-Aktionsplan“). Es wurden in zwei Online-Partizipationsphasen und fünf Workshops Ideen für die Verwendung von offenen Daten der Bundesverwaltung gesammelt und Herangehensweisen für deren Umsetzung erarbeitet. Neben der Sammlung dieser Vorschläge in der ersten Online-Partizipationsphase, bestand ein wichtiges Ziel dieses Projekts darin, die gegenseitige Vernetzung der potentiellen Datennutzerinnen und Datennutzer aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft mit den Anbietern der Daten aus der Bundesverwaltung zu stärken. Alle bisherigen Ergebnisse dieses Projekts wurden im vorliegenden Bericht zusammengefasst und in der zweiten Phase der Online-Partizipation im Oktober / November 2015 von Nutzerinnen und Nutzern kommentiert und ergänzt.

In der ersten Phase der Online-Partizipation reichten 195 Nutzerinnen und Nutzer 254 Ideen ein, bewerteten diese über 2.500 Mal und diskutierten sie in 233 Kommentaren. Im Anschluss an diese Phase fanden Workshops zu den Themenbereichen „Open Data Policies”, „Energiewende und Klimaschutz“, „Verkehr und Mobilität”, „Staatliche Transparenz und Partizipation” sowie „Öffentliche Einnahmen und Ausgaben” mit insgesamt über 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Akteursgruppen statt.

Die Workshops können als Grundlage für ein besseres gegenseitiges Verständnis für Standpunkte, Ideen und Herausforderungen der verschiedenen Akteursgruppen herangezogen werden. Dort wurde außerdem deutlich, in welchen Bereichen die politischen Fragen zum Thema Open Data noch stärker geklärt werden müssen. Dazu zählten zum Beispiel Vorschläge zur Verbesserung der Transparenz von Beteiligungsverfahren sowie Grundsatz-Verpflichtungen zur offenen Bereitstellung von Daten. Inwiefern das Ziel der Vernetzung nachhaltig erfüllt wurde lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Die bisherigen Schritte – Diskussion und Besuch der Workshops auch seitens der Verwaltung – haben jedoch ein reges Interesse signalisiert. Letztlich ist die Entstehung von fachlichen Open-Data-Netzwerken ein Prozess, der Zeit braucht. Um diese Netzwerkbildung aktiv zu unterstützen soll auch nach Abschluss des Projektes an denjenigen Ideen weitergearbeitet werden, die eine realistische Chance auf Umsetzung haben. Die Ergebnisse dieses Projekts werden sich in einer Fortschreibung des Open-Data-Aktionsplans niederschlagen.

1. Einleitung

Im Rahmen des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung zur Umsetzung der Open-Data-Charta der G8 („Open-Data-Aktionsplan“, PDF) hat das Bundesministerium des Innern gemeinsam mit der Initiative D21 e.V. zwischen März und November 2015 einen mehrstufigen Partizipationsprozess zu Open Data in der Bundesverwaltung durchgeführt. All das sollte ohne Anmeldnung und ohne Registrierung möglich sein. Das Beteiligungsprojekt wurde durch die Verpflichtung 4 „Konsultation, Engagement und Erfahrungsaustausch“ des Open-Data-Aktionsplans angestoßen, in der unter anderem die enge Einbeziehung der Datennutzenden, die Ermittlung der Nachfrage sowie die Veröffentlichung von relevanten und wertvollen Daten für die Entwicklung innovativer Dienste vereinbart wurden. Um diese Vorgaben zu erfüllen, haben die Projektpartner für dieses Projekt zwei Ziele formuliert: Zum einen sollen Vorschläge für die Bereitstellung und Verwendung von (offenen) Daten der Bundesverwaltung gesammelt werden. Darüber hinaus soll durch das Partizipationsverfahren die Vernetzung zwischen den Datenbereitstellern aus der Verwaltung und potentiellen Datennutzerinnen und Datennutzer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gefördert werden.

Da die Verpflichtung 4 des Open-Data-Aktionsplans außerdem eine enge Zusammenarbeit von Verwaltung und Zivilgesellschaft vorsieht, wurde das Projekt gemeinsam vom ODA mit der Initiative D21 geplant und durchgeführt. Die Initiative D21 ist ein gemeinnütziger Verein, der mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an verschiedenen Projekten zu Themenfeldern wie Bildung, Standort und Vertrauen im Kontext der Informationsgesellschaft arbeitet. Durch die Kooperation mit der Initiative D21 konnte sichergestellt werden, dass eine möglichst breite Gruppe potentieller Datennutzerinnen und Datennutzer in den Partizipationsprozess eingebunden ist, selbst wenn diese sich zuvor noch nicht mit Open Data auseinander gesetzt haben. Darüber hinaus konnte die Zusammenarbeit zwischen ODA und Initiative D21 neue Impulse in Bezug auf die projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit, etwa hinsichtlich der Nutzung sozialer Medien setzen.

Das ODA und die Initiative D21 wurden bei diesem Projekt durch die Community Based Innovation Systems GmbH („cBased“) sowie durch die CSC Deutschland GmbH unterstützt. cBased hat im Rahmen des Projekts der Initiative D21 die Partizipationsplattform zur Verfügung gestellt und die beiden Online-Phasen begleitet. CSC Deutschland hat die Projektpartner auf Basis eines bestehenden Rahmenvertrags während des gesamten Projekts inhaltlich und organisatorisch unterstützt.

Um die Ziele der Sammlung von Bereitstellungs- und Nutzungsvorschlägen für offene Bundesdaten und der Vernetzung der unterschiedlichen Akteure zu erreichen, haben das ODA und die Initiative D21 auf einen dreistufigen Partizipationsprozess gesetzt, bei dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer online und offline mit den Fragestellungen auseinandersetzen und die Open-Data-Vorschläge diskutieren konnten.

März bis April 2015: Einreichen, diskutieren und bewerten von Ideen zur Verwendung von Open Data der Bundesverwaltung auf der Online-Partizipationsplattform.

Juni und Oktober 2015: Bearbeiten einzelner Ideen in Arbeitsgruppen bei fünf thematischen Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern aller Akteursgruppen in den jeweiligen Fachministerien.

Oktober/ November 2015: Kommentieren und ergänzen der Ergebnisse in diesem Abschlussbericht auf der Partizipationsplattform.

Dieser Bericht fasst den Partizipationsprozess des Open-Data-Aktionsplans zusammen und bündelt die Ergebnisse in Bezug auf die gesammelten Vorschläge zur Datenverwendung sowie zur Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteuren. Die einzelnen Ideen werden derzeit von den zuständigen Ressorts geprüft. Die Stellungnahmen werden nach Abschluss der Prüfung veröffentlicht.

Das Projektteam möchte sich an dieser Stelle bei allen Ideengeberinnen und Ideengebern und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Workshops für ihre Vorschläge und ihr Engagement bedanken. Für die konstruktiven Hinweise zur Durchführung des Projekts gebührt den Mitgliedern des Open Data Public-Community-Partnership besonderer Dank. Außerdem bedanken sich die Projektpartner beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und dem Bundesministerium der Finanzen für die Bereitstellung der Workshop-Räume und bei der Open Knowledge Foundation für die Bereitstellung der Etherpads zum gemeinschaftlichen Erstellen der Workshop-Protokolle sowie Ergebnis-Sammlungen.

2. Vorgehen

Die Vorgaben aus Verpflichtung 4 des Open-Data-Aktionsplans haben sich stark auf die Gestaltung des Partizipationsprozesses ausgewirkt. Neben der Sammlung von Bereitstellungs- und Nutzungsvorschlägen für offene Bundesdaten stand eine nachhaltige Vernetzung zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft im Fokus des Prozesses. Die regelmäßigen Diskussionen mit zivilgesellschaftlichen Gruppen sind in diesem Zusammenhang als besonders positiv hervorzuheben. Um möglichst viel Input von potentiellen Daten-Nutzerinnen und -Nutzern zu integrieren, steuerten die Initiative D21 und das ODA das Projekt über den gesamten Verlauf agil. Am Ende jeder Projektphase wurde ein Fazit gezogen und auf dieser Basis der weitere Verlauf des Projekts geplant.

2.1. Erste Online-Partizipation

Ziel der ersten Phase des Partizipationsprozesses war es, auf Grundlage einer online-basierten Plattform Ideen und Vorschläge zur Verwendung von offenen Bundesdaten zu sammeln. Hierzu hat das Projektteam die potentiellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst über die entsprechenden Verteiler des ODA und der Initiative D21 sowie über Pressemitteilungen dazu aufgefordert, sich in den Partizipationsprozess einzubringen. Mit Blick auf die insbesondere im zivilgesellschaftlichen Bereich sehr netzaffine Zielgruppe wurden auch Social-Media-Plattformen, insbesondere Twitter und Facebook, über den gesamten Projektverlauf genutzt, um über aktuelle Entwicklungen, Teilnahmemöglichkeiten etc. zu berichten und einen kontinuierlichen Austauschkanal anzubieten. Hierzu wurde der Hashtag „#ODAP15“ etabliert. Außerdem wurden Organisationen, die von Open Data profitieren können, aber unter Umständen noch nicht für dieses Thema sensibilisiert sind, gezielt angesprochen. Dies erfolgte auf der CeBIT 2015 im direkten Kontakt sowie über gezielte Kontaktaufnahme per Email oder Telefonate. Das Projektteam hat darüber hinaus Multiplikatoren wie (Wirtschafts-)Verbände sowie NGOs (u.a. OKFN, BBE, Transparency Deutschland) gebeten, ihre Netzwerke zur Teilnahme aufzufordern.

Auf der Online-Plattform waren die Nutzerinnen und Nutzer während vier Wochen dazu aufgefordert, Vorschläge zu veröffentlichen, zu diskutieren und zu bewerten. Die Ideen konnten dabei den Themenbereichen für relevante und wertvolle Daten aus Absatz 4.3 des Open-Data-Aktionsplans zugeordnet werden. Neben den Kategorien „Verkehr und Mobilität“, „Energiewende“, „Klimawandel und Klimaschutz“, „demographischer Wandel“, „(Netz-)Infrastrukturen“ und „öffentliche Einnahmen und Ausgaben“ gab es außerdem die Kategorie „Sonstiges“, um sicherzustellen, dass ein möglichst breites Spektrum an Ideen gesammelt und keine Vorschläge ausgeschlossen werden.

Allein in dieser ersten Partizipationsphase hatte die Partizipationsplattform fast 8.000 Besuche von über 4.500 verschiedenen Besuchern, die durchschnittlich dreieinhalb Minuten auf der Plattform verbrachten. Multipliziert man dies, so haben die Teilnehmer insgesamt 58 Arbeitstage auf der Plattform verbracht. Hinzu kommt die Zeit, die die Teilnehmern und Teilnehmer für die individuelle Vorbereitung ihrer Ideen investiert haben.

Nach der ersten Phase der Online-Partizipation hat das Projektteam die Ideen gesichtet und analysiert. In diesem Rahmen wurde insbesondere die Kategorisierung überprüft und in einigen Fällen angepasst. Außerdem hat das ODA geprüft, ob sich die jeweiligen Vorschläge auf Daten der Bundesverwaltung beziehen oder ob sie für andere Ebenen wie Länder, Kommunen oder andere Institutionen, z.B. Parlamente relevant sind. Die Ergebnisse dieser Analyse wurden im Sinne von „Open Data“ auf der Partizipationsplattform in einem maschinenlesbaren Format zur freien Weiterverwendung veröffentlicht und dienten als Basis für die Organisation der thematischen Workshops.

2.2. Workshops ohne Anmeldung

Nachdem das Projektteam die Ideen analysiert sowie den passenden (und in einigen Fällen neuen) Kategorien zugeordnet hat, haben das ODA und die Initiative D21 fünf Workshops zu den sechs häufigsten Themenbereichen organisiert. Eine Anmeldung zu den Workshops ist nicht erforderlich. Beim Workshop zu „Energiewende und Klimaschutz“ wurden die Kategorien „Energiewende“ und „Klimawandel und Klimaschutz“ zusammengelegt, weil sich die jeweiligen Ideen in den meisten Fällen inhaltlich nicht voneinander abgrenzen ließen. Außerdem stehen Ohne Casinos ohne Anmeldung aufgrund der kommenden Regulierung 2021 auf der Tagesordnung. Ein solches online Casino ohne Registrierung ermöglicht das Spielen ohne eine Anmeldung vorzunehmen, was den Spielerschutz nicht unbedingt leichter macht. Aber es gibt noch mehr Punkte hierzu die beachtet werden wollen. Die Workshops wurden im Juni und Oktober mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen Akteursgruppen in Berlin durchgeführt:

● 12. Juni: Workshop unter dem Titel „Umsetzungs- und Organisations-Workshop“ zur neuen Kategorie „Open Data Policies” mit ca. 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Bundesministerium des Innern

● 16. Juni: Workshop zu den Kategorien „Energiewende“ sowie „Klimawandel und Klimaschutz“ mit ca. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

● 17. Juni: Workshop zur Kategorie „Verkehr und Mobilität” mit ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

● 18. Juni: Workshop zur neuen Kategorie „Staatliche Transparenz und Partizipation” mit ca. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Bundesministerium des Innern

● 1. Oktober: Workshop zur Kategorie „Öffentliche Einnahmen und Ausgaben” im Bundesministerium der Finanzen (mit ca. 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmern)

In den Workshops haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in interdisziplinären Kleingruppen einige der Ideen der jeweiligen Kategorie bearbeitet und mögliche Herangehensweisen zur Umsetzung entwickelt. Die Ideen für die Gruppenarbeit wurden vom Projektteam vorausgewählt, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Workshops aus einer überschaubaren Anzahl auswählen konnten, an welchen Vorschlägen sie in der Gruppenarbeit arbeiten möchten. Bei der Vorauswahl hat das Projektteam jeweils geprüft, ob eine Idee sich auf Daten der Bundesverwaltung bezieht und ob sich der Vorschlag auf Datensätze bezieht, die als Open Data publizierbar sind. Bei Kategorien, die besonders viele Workshop-relevante Ideen hatten, wurden in der Vorauswahl außerdem noch die Kommentare und die Anzahl der positiven Bewertungen aus der ersten Online-Phase herangezogen. Während der Workshops konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer allerdings bei explizitem Wunsch auch mit Ideen auseinanderzusetzen, die nicht in der Vorauswahl waren. Einige Arbeitsgruppen haben außerdem mehrere, inhaltlich ähnliche Ideen gemeinsam bearbeitet. Im Anschluss an die Gruppenarbeit wurden die Ergebnisse der einzelnen Gruppen präsentiert und im Plenum diskutiert. Um die Vernetzung zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Workshops zu unterstützen, gab es im Anschluss an jeden Workshop die Möglichkeit, sich in informellem Rahmen besser kennenzulernen.

2.3. Aufbereitung der Ergebnisse

Im Anschluss an die Workshops hat das Projektteam die Ergebnisse der Arbeitsgruppen in Etherpads, also offenen webbasierten Texteditoren, zusammengefasst. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops wurden aufgefordert, diese Zusammenfassungen auf etwaige Fehler zu prüfen. Danach wurden die Ergebnisse nochmal allen Beteiligten zur Kommentierung und Ergänzung zur Verfügung gestellt.

Das ODA hat die Ideen der ersten Online-Partizipation dem Ressortkreis zur Stellungnahme übermittelt, um deren Umsetzbarkeit zu prüfen. Darüber hinaus wurden sämtliche Vorschläge der ersten Online-Phase, auch an die entsprechenden Kontaktstellen auf Länderebene weitergeleitet, da eine Reihe von ihnen Daten umfassten, die nicht auf Bundes-, sondern Länder- oder Kommunalebene vorliegen sollten.

2.4. Zweite Online-Partizipation und Projektabschluss

Als letzter Schritt des Partizipationsverfahrens hat das Projektteam die gesammelten Ergebnisse der ersten Online-Phase und der Workshops mit den jeweiligen Ressorts und Behörden im vorliegenden Bericht zusammengefasst. Eine öffentliche Kommentierung des Berichts über die Online-Partizipationsplattform war im Oktober/ November 2015 möglich. Die Kommentare der zweiten Online-Partizipation sind in die finale Version des Berichts eingeflossen und im November veröffentlicht worden. Der Bericht wird ergänzt werden um eine Liste, in der die Ressorts zu den Ideen Stellung nehmen.

3. Projektergebnis

Durch das Partizipationsprojekt zum Open-Data-Aktionsplan konnten neben den Expertinnen und Experten aus der Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft auch Personen angesprochen werden, die sich bisher noch nicht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Während der sieben Monate dieses Projektes hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Möglichkeiten sich einzubringen. Die Projektplanung wurde aufgrund dieser Rückmeldungen mehrfach angepasst. Der agile und iterative Projektmanagement-Ansatz hat allerdings auch dazu geführt, dass die Zwischenziele immer wieder hinterfragt und neu bestimmt werden mussten. Beispielsweise wurde früh deutlich, dass es ein deutlich größeres Interesse an der Auseinandersetzung mit den politischen Fragestellungen zu Open Data gibt, als zu Beginn des Projektes angenommen wurde. Deshalb wurde die ursprüngliche Planung der Workshops, bei denen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Verwirklichung konkreter Anwendungen auseinandersetzen sollten, so angepasst, dass auch grundlegendere Debatten möglich waren.

3.1. Ideensammlung

In der ersten Online-Partizipation haben 195 Nutzerinnen und Nutzer insgesamt 254 Ideen auf der Beteiligungsplattform veröffentlicht. Diese Ideen wurden über 2.500 Mal bewertet und 233 Mal kommentiert. Die Nutzerinnen und Nutzer haben die Kommentarfunktion meistens verwendet, um etwaige Probleme bei der Umsetzung einzelner Vorschläge zu diskutieren. So wurden bei Idee 15, „Fahrplandaten aller öffentlichen Verkehre“, beispielsweise in den Kommentaren sehr viele rechtliche und technische Herausforderungen genannt, die die Umsetzung derzeit noch erschweren. Bei Idee 179, „Liste aller Einwohnermeldeämter“, hat der Ideengeber die Plattform dazu genutzt, die anderen Nutzerinnen und Nutzer zur Mitarbeit an seiner Liste der Einwohnermeldeämter in Deutschland aufzurufen und somit schon während der ersten Partizipationsphase die Umsetzung der Idee zu forcieren.

Durch die offene Fragestellung in der ersten Partizipationsphase konnte eine große Anzahl an Vorschlägen zu verschiedensten Themenbereichen gesammelt werden. Allerdings wurde bereits während dieser ersten Phase auch deutlich, dass – ebenfalls auf Grund der offenen Fragestellung – auch Ideen eingereicht wurden, die in der ursprünglichen Projektplanung nicht vorgesehen waren. Neben den erhofften Vorschlägen zu Anwendungen, die sich auf Basis offener Bundesdaten verwirklichen ließen, wurden deutlich mehr politische Forderungen auf der Plattform eingereicht als angenommen. Dies hat deutlich gemacht, dass der Diskussion der politischen Rahmenbedingungen auch im weiteren Projektverlauf mehr Platz einzuräumen ist. Um dem Rechnung zu tragen, wurde der ursprünglich nicht vorgesehene, themenübergreifende erste Workshop organisiert.

3.2. Ideenverarbeitung

Im Anschluss an die erste Online-Partizipation hat das Projektteam die Ideen analysiert, den jeweiligen Verwaltungsebenen zugeordnet und in vielen Fällen neu kategorisiert. Durch diese Analyse wurde deutlich, dass die ursprünglichen sieben Kategorien nicht ausreichten, da die Nutzerinnen und Nutzer 46% aller Vorschläge der Kategorie „Sonstiges“ zuordneten. Aus diesem Grund wurden die zusätzlichen Kategorien „Open Data Policies“, „Staatliche Transparenz“, „Wirtschaft“, „Geobasis“, „Bürgerinformation“ und „Gesundheit“ ergänzt. Darüber hinaus wurden die Kategorien „Klimawandel und Klimaschutz“ und „Energiewende“ zu „Energiewende und Klimaschutz“ zusammengefasst.

Das Projektteam untersuchte alle Ideen, die sich auf Daten der Bundesverwaltung beziehen, hinsichtlich der Frage, inwiefern sie sich inhaltlich für eine Diskussion in den Workshops eignen. Nach dieser Selektion standen noch 167 Ideen für die weitere Bearbeitung in den thematischen Workshops zur Verfügung. Die Workshop-relevanten Ideen waren wie folgt auf die neuen Kategorien verteilt:

Auf Grundlage dieser Verteilung haben das ODA und die Initiative D21 Workshops zu den häufigsten vier neuen Kategorien organisiert. Der Themenbereich „Open Data Policies“, also der Kategorie zu den politischen Fragestellungen, wurde in den Umsetzungs- und Organisations-Workshop integriert.

Bei den thematischen Workshops haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleinen Arbeitsgruppen zusammengefunden und gemeinsam an einer konkreten Idee beziehungsweise an mehreren inhaltlich ähnlichen Ideen gearbeitet. Um die Ergebnisse trotz der Verschiedenheit der Ideen ähnlich zu bearbeiten, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darum gebeten, ihre Arbeitsergebnisse auf einem Poster festzuhalten, in dem das Potential der jeweiligen Idee sowie Herausforderungen, Beteiligte und Vorgehen bei ihrer Umsetzung abgefragt wurden. Wie die folgenden Beispiele zeigen, wurden die Vorschläge dabei kritisch hinterfragt, spezifiziert oder mögliche Herangehensweisen für die Umsetzung entwickelt.

Arbeitsgruppe 6 des Workshops zu „Open Data Policies” etwa ist bei Bearbeitung der Idee 147, „Nutzen von Open Data über Lösungen und Showrooms kommunizieren“, zu dem Schluss gekommen, dass die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie, die den Nutzen von Open Data zielgruppengerecht bewirbt, wichtig wäre. Beim Workshop „Energiewende und Klimaschutz“ hat sich die Arbeitsgruppe 6 insbesondere mit der Frage auseinandergesetzt, welche Akteure zur Umsetzung der Idee 43, „Wetter – Meteorologische Daten und Modelle“, eingebunden werden müssten. Ein wichtiger Hinweis der Gruppe war, dass gerade in diesem Thema von Beginn an auch die Wetterdienste der europäischen Nachbarländer einbezogen werden müssen, um einen echten Nutzen der Daten zu erreichen. Arbeitsgruppe 1 des Workshops „Verkehr und Mobilität“ machte deutlich, dass man zur Umsetzung der Idee 174, „Öffentliche Verkehrsmittel: Pünktlichkeits-Daten“, auf die Netzwerke bestehender Projekte zurückgreifen kann. Beim Workshop „Staatliche Transparenz und Partizipation” hat sich Gruppe 5 sehr detailliert mit den einzelnen Schritten zur Umsetzung der Idee „Übersichten über Förderprogramme, geförderte Projekte und Evaluationsergebnisse“ von der Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen bis zur praktischen Umsetzung über ein Fördermittelportal oder GovData auseinandergesetzt. Beim Workshop „öffentliche Einnahmen und Ausgaben“ hat sich die Arbeitsgruppe zum Thema Subventionen mit den gleichnamigen Ideen 69 und 224 beschäftigt. Eine der von der Arbeitsgruppe benannten Herausforderungen war , dass die Daten, die nach diesen Ideen als Open Data gewünschtwerden , in vielen Fällen nur in Papierakten vorliegen. In der Diskussion wurde deutlich, dass aus Sicht der Gruppe Open Data bei der Entwicklung von IT-Systemen, insbesondere bei Fachverfahren, mitgedacht werden muss, um den Aufwand, Datensätze zukünftig als Open Data verfügbar zu machen, zu verringern.

Nach den thematischen Workshops hatten zunächst die Arbeitsgruppenmitglieder und im Anschluss alle interessierten Personen die Möglichkeit, die ausformulierten Workshop-Ergebnisse auf den entsprechenden Etherpads zu ergänzen. Bei den Ergebnissen der Gruppe 1 des Workshops „Staatliche Transparenz und Partizipation” hat sich eine Nutzerin bzw. ein Nutzer beispielsweise die Zeit genommen, die Idee 12 „Regierungsvorhaben transparent machen für Öffentlichkeitsbeteiligungen“, noch einmal zu präzisieren und die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zu ergänzen. Die auf den Etherpads ausformulierten Ergebnisse sind diesem Bericht als Anhang beigefügt.

3.3. Vernetzung

Das Ziel einer Vernetzung potentieller Nutzerinnen und Nutzern mit den Datenbereitstellern aus der Verwaltung hat sich durch sämtliche Phasen des Projekts gezogen. Schon vor der ersten Partizipationsphase wurden Multiplikatoren in ihren jeweiligen Netzwerken – beispielsweise über den regelmäßigen Austauschkreis des ODA mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen („Public-Community-Partnership“) oder über das Netzwerk der Initiative D21 – über das Projekt informiert. In der ersten Woche der Ideensammlung hat das Projektteam außerdem 174 Verbände und Vereine kontaktiert und diese darum gebeten, ihre Mitglieder zur Teilnahme aufzurufen. So wurde sichergestellt, dass sich neben den Ideen der Expertinnen und Experten, die seit mehreren Jahren die Öffnung von Behördendaten in Deutschland vorantreiben, auch Personen und Organisationen einbringen, die zwar von Open Data profitieren könnten, aber bisher noch nicht mit diesem Thema in Berührung gekommen sind.

Zu den thematischen Workshops wurden darüber hinaus über 600 Organisationen und Einzelpersonen angesprochen. Außerdem hat das ODA eine Teilnahme der jeweils zuständigen Fachressorts und -behörden koordiniert. Auch wenn sich nicht alle angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausschließlich einer einzelnen Akteursgruppe zuordnen ließen, waren die Gruppen bei den einzelnen Workshops wie folgt verteilt:[1]

In den Workshops sollte sichergestellt werden, dass sich die einzelnen Arbeitsgruppen aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern aller Akteursgruppen zusammensetzen. Das Projektteam hat sich allerdings dagegen entschieden, die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen vorzugeben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten vielmehr in erster Linie an den Ideen arbeiten, die sie persönlich besonders interessierten. Durch eine Präsentation und Diskussion der Gruppenergebnisse im Anschluss an die Gruppenarbeit wurde sichergestellt, dass sich trotzdem auch Vertreterinnen und Vertreter der ggf. nicht in den Kleingruppen vertretenen Akteursgruppen zu jedem besprochenen Vorschlag äußern konnten. Es gab zudem nach jedem Workshop die Gelegenheit, sich in einem informellen Rahmen außerhalb der festen Tagesordnung des jeweiligen Workshops auszutauschen und Kontakte zu knüpfen – ein Angebot, das bei jedem Workshop von einer Reihe von Teilnehmerinnen und Teilnehmern angenommen wurde. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich nicht sagen, inwiefern das Ziel der Vernetzung nachhaltig erfüllt wurde, weil etwaige Folgeaktivitäten von den Arbeitsgruppen sowie Ideengebenden im Rahmen dieses Projekts nicht gemessen werden können.

Auf Verwaltungsseite hat das Partizipationsverfahren die Präsenz des Themas Open Data erhöht. Die durch den Kabinettbeschluss zum Open-Data-Aktionsplan konkretisierte Verpflichtung aus der Open-Data-Charta der G 8 hat einen Veränderungsprozess in Gang gesetzt. Der Partizipationsprozess konnte dabei das Verständnis für konkrete Datenwünsche und Nutzungsszenarien auf Seite der Verwaltung fördern.

Auf Länderebene haben sich einige Behörden schon kurz nach deren Veröffentlichung mit den Ergebnissen der ersten Online-Phase auseinandergesetzt. In Sachsen wurden die Ideen in einer interaktiven Infografik aufbereitet und in Hamburg wurde geprüft, welche der vorgeschlagenen Datensätze dort als Open Data verfügbar sind. Nach einer ersten Auswertung der Ideen waren 37 Ideen bereits als Open Data veröffentlicht und bei 52 weiteren Ideen sollte geprüft werden, ob die entsprechenden Datensätze in das Transparenzportal der Stadt Hamburg eingestellt werden können. Auch auf Bundesebene ist die Bearbeitung der Ideensammlung noch kein abgeschlossener Prozess. Die Ressorts werden zu den Ideen Stellung nehmen .

4. Erfahrungen und Schlussfolgerungen

[Hinweis: Der folgende Abschnitt bezieht sich zunächst besonders auf die Erfahrungen des Projektteams und soll während der zweiten Online-Partizipation durch die Eindrücke aller Beteiligten ergänzt werden.]

4.1. Prozessual

Durch die Zusammenarbeit des ODA und der Initiative D21 konnten von vornherein viele Personen und Organisationen aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft angesprochen werden. Gemeinsam mit der offenen Fragestellung hat sich das in der ersten Online-Phase in hohen Teilnehmerzahlen, starker Aktivität in Form von Kommentaren und Bewertungen einzelner Ideen, sowie einem inhaltlich breiten Spektrum der Vorschläge, von Datenwünschen bis politischen Forderungen, niedergeschlagen. Das breite Spektrum der Ideen führte dazu, dass die angebotenen Kategorien oft nicht bei der Klassifizierung der tatsächlich eingereichten Ideen passten; im Nachgang der ersten Online-Phase war daher bei vielen Ideen eine Re-Kategorisierung durch das Projektteam notwendig, für die auch neue, zusätzliche Kategorien eingerichtet wurden. Daraus resultierend konnte nicht für jede Themenkategorie ein Workshop durchgeführt werden. Aufgrund der Menge der Ideen musste darüber hinaus – u.a. auf Basis der Kommentare und Bewertungen – eine Auswahl an Ideen getroffen werden, die in den Workshops zur Diskussion gestellt wurden.

Auf Verwaltungsseite hat das Partizipationsverfahren einen größeren Aufwand verursacht. Nahezu alle Ressorts und zahlreiche Geschäftsbereichsbehörden waren in den Prozess eingebunden. Sowohl die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Ideen als auch die Veranstaltung von und die Teilnahme an den Workshops stellen angesichts der vielfältigen sonstigen Aufgaben in den Behörden eine große Herausforderung dar.